HIV-positive sind unter wirksamer Therapie nicht mehr infektiös. Das bedeutet sie können das HI-Virus nicht mehr an ihre Partner*innen weitergeben.
Hier haben wir ein paar Infos zusammengestellt.
Wie funktioniert der Schutz durch die HIV-Medikamente?
Die HIV-Medikamente verhindern im Körper eines HIV-positiven Menschen die Vermehrung des Virus. Nach einiger Zeit ist bei einer gut wirksamen Therapie im Blut kein HIV mehr nachweisbar. Man spricht dann von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“. Kurz darauf sind dann auch in Sperma, der Vaginalflüssigkeit, in anderen Körperflüssigkeiten und in den Schleimhäuten keine oder nur noch sehr wenige HI-Viren nachweisbar. Eine Übertragung von HIV auf Sex-Partner*innen ist dann nicht möglich.
Wie sicher ist der Schutz durch Medikamente und wie groß ist das Restrisiko?
In der Medizin gibt es nie eine 100-prozentige Sicherheit. Man rechnet immer mit einer statistischen Unsicherheit. Die Sicherheit der PARTNER-2-Studie mit 77.000 Sexualkontakten ohne HIV-Übertragung ist allerdings atemberaubend hoch. Selbst im statistisch gesehen ungünstigsten Fall (dass sich beim 77.001. Sexualakt eine Übertragung ereignete) müsste ein Paar ein halbes Jahrtausend Sex ohne Kondom haben, damit es zu einer Infektion kommen könnte. Solche Sicherheitsmargen gibt es sonst kaum in der Medizin. Daher gibt es nun laut Alison Rodger (Leiterin der PARTNER2-Studie) keine Ausreden mehr: die HIV-Therapie schützt. Weitere Informationen zur Studie findest du unter aidsmap.com (engl.).
Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt sein?
Die Viruslast muss seit mindestens seit einem halben Jahr unter der Nachweisgrenze liegen und der oder die HIV-Positive muss die Medikamente regelmäßig einnehmen. Ob die Bedingungen erfüllt sind, muss alle drei Monate durch Bluttests in einer auf HIV spezialisierten Praxis oder Ambulanz überprüft werden.
Die Wirksamkeit der Therapien kann nachlassen, wenn die Medikamente nicht regelmäßig genommen werden. Dies kann auch aus anderen Gründne der Fall sein. Deswegen sind regelmäßige Kontrollen der Viruslast wichtig, in der Regel einmal pro Quartal.
Erhöhen andere sexuell übertragbare Infektionen das Risiko eine HIV-Infektion?
Oft ist zu hören, dass Schutz durch Therapie nur dann funktioniere, wenn keine anderen sexuell übertragbare Infektion vorlägen. Davon sind Experten auch lange ausgegangen. Ohne Therapie erhöhen sexuell übertragbare Infektionen wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien das Risiko der HIV-Übertragung erheblich. Mit einer funkionierenden Therpie sieht das aber anders aus.
Mittlerweile zeichnet sich in Studien aber immer mehr ab, dass dies angesichts einer gut wirksamen HIV-Therapie nur wenig Einfluss auf das Übertragungsrisiko hat.
Bei Dates und anonymen Sex
Zu Schutz durch Therapie bei Dates und anonymen Begegnungen gibt es kaum offizielle Empfehlungen. Vermutlich ist das so, weil es keine Studien gibt, die sich ausschließlich mit Sex außerhalb von festen Partnerschaften beschäftigen und möglicherweise auch aus moralischen Gründen – gleichzeitig ist diese Praxis aber weit verbreitet. Ob du dich, wie viele andere, dafür entscheiden willst, kannst nur du selbst herausfinden.
Wenn du dir jedoch weiter unsicher bist, ist das kein Drama. Nutz einfach (zusätzlich) Kondome bzw. denk als HIV-Negative*r darüber nach, PrEP zu nehmen! Damit hast du (bezogen auf HIV) deinen Schutz selbst in der Hand.
Was ist, wenn der oder die HIV-Positive die Medikamente manchmal zu spät einnimmt oder einmal vergisst?
Die Einnahme muss nicht minutengenau erfolgen, sondern verträgt durchaus gewisse Abweichungen vom Zeitplan. Wenn einzelne Einnahmen verzögert erfolgen oder vergessen werden, gefährdet das nicht gleich den Therapieerfolg und es entsteht auch kein höheres Übertragungsrisiko. Vergisst man die Einnahme aber häufiger, kann die Viruslast wieder steigen – und damit das Übertragungsrisiko. Im Zweifel sollte man darüber mit dem behandelnden Arzt sprechen.
Kann ich mich wirklich sicher fühlen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind?
Die Fakten und Daten sprechen für sich. Also lautet die Antwort: Ja - du kannst Dich sicher fühlen. Das Entscheidende ist hier, zu wissen, ob die Voraussetzungen erfüllt sind. HIV-positive Menschen können diese Fragen gemeinsam mit ihrem Arzt klären. HIV-negative und Ungetestete müssen darüber mit ihre*n Partner*innen reden und sind darauf angewiesen zu vertrauen. Ob ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht, muss jeder Mensch im Einzelfall für sich entscheiden.
Wäre es nicht besser, zusätzlich zur Therapie auch noch Kondome zum Schutz vor HIV zu verwenden?
Die wenigsten Menschen möchten ihr Leben lang Kondome benutzen. Dass unter Therapie HIV nicht mehr übertragbar ist, eröffnet vielen Paaren die Möglichkeit zu einem freieren Sexualleben – bis hin zur Zeugung von Kindern. Sicherlich besteht die Möglichkeit bei Sexualkontakten, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. Jedoch bieten hier Kondome auch keinen 100-prozentigen Schutz. Schutz durch Therapie bezieht sich auf die Übertragung eine HIV-Infektion und ist Safer Sex.Voraussetzung hier ist, neben den bereits genannten Aspekten, dass alle Beteiligten sich wohl mit der Entscheidung fühlen, auf Kondome zu verzichten.